Wie ich euch versprochen habe, möchte ich zu meinem Pastell Portrait von Lille ein kleines Tutorial machen und euch ein bisschen erklären wie ich vorgegangen bin.
Ich zeige euch die Vorlage, erkläre meine Entscheidungen zu Papier und Hintergrund und werde dann beispielhaft einige Schritte beschreiben.
Die Vorlage
Ich hatte die Auswahl aus mehreren Bildern und wollte mich wie bei den vorherigen Bildern ein bisschen von Lille führen lassen. Allerdings schien er im Gegensatz zu den Hunden vorher eher unsicher zu sein, wie er gern dargestellt werden wollte, so dass ich das Bild herausgesucht habe, was sich meiner Meinung nach am besten für ein Portrait eignete.
Für den Hintergrund musste ich mir noch etwas überlegen, denn den wollte ich vom Foto so nicht übernehmen. Da Lille ein eher verträumter Charakter ist, hatte ich einen verschwommenden Bokeh-Effekt in grün und blau im Sinn, um einen schönen Kontrast zur Fellfarbe zu haben und ein stimmiges Gesamtbild zu schaffen..
Papier und Hintergrund wählen
Das Papier ist Pastelmat von Clairefontaine in Braun mit den Maßen 24×30 cm. Pastelmat hat eine besonders rauhe, sandige Oberfläche, das es erlaubt, viele Schichten Pastell aufzubringen, die besonders gut halten und so viele Details zu zeichnen. Ich war zunächst skeptisch, ob der teure Preis gerechtfertigt ist, aber ich wollte es natürlich unbedingt ausprobieren, nachdem ich von vielen bekannten Pastellzeichnern nur das Beste gehört habe.
Den Block habe ich mir selbst gekauft, wie alle übrigen Materialien, so dass es ich nicht um Werbung handelt! (Muss man ja leider immer dazu sagen)
Mit Kreppklebeband habe ich dann die Ränder auf DIN A4 Maße abgeklebt und das Bild am Schreibtisch fixiert, damit es beim Zeichnen nicht herumrutscht. Das war aber nur zum Teil eine gute Idee, denn nun war das Bild nicht nur fixiert, sondern auch nicht mehr mobil und ich konnte solange bis das Bild fertig war nichts anderes an dem Schreibtisch machen.
Angefangen habe ich von links oben mit dem Hintergrund. Vor allem, weil ich nicht riskieren wollte, dass ich den Hintergrund versaue, nachdem ich das Portrait fertig habe. Das hier ist mein erster derart aufwändiger Hintergrund und ich war nicht ganz sicher, wie er werden würde. Diese Herangehensweise hat sich dann auch als hilfreich herausgestellt, da ich den ersten Versuch nach kurzer Zeit als Übung verworfen hatte.
Außerdem wollte ich verhindern, dass ich beim Arbeiten die bereits fertigen Stellen mit dem Handballen verwische. Zwar habe ich immer ein Transparentpapier unter der Hand liegen, während ich zeichne, aber je mehr Farbe schon auf dem Papier ist, umso leichter verwischt es auch mit diesem Schutz.
Mit dem Fokuspunkt beginnen
Das Portrait selbst habe ich natürlich wieder mit den Augen begonnen. Das ist der Fokuspunkt im Bild und macht mir auch immer besonders viel Spaß. Wenn die Augen gut geworden sind und mich mit lebendigem Blick ansehen, macht der Rest umso mehr Spaß und entwickelt sich fast wie von selbst. Außerdem kann ich so alle anderen Teile daran anpassen.
Mit Pastellstiften arbeitet mal eher wie mit Öl als mit Stiften. Man kann verschiedene Farben übereinander zeichnen, Farben mischen und helle Lichter auf dunkle Grundfarben auftragen. Natürlich sollte man schon in etwa wissen, welche Farbe wo hin muss, aber Pastell verzeiht Fehler eher als Farbstifte und man kann leicht noch korrigieren. Allerdings sei gesagt, dass hierfür immer das Papier eine große Rolle spielt. Auf sehr glattem Papier wird man kaum mehrere Ebenen Farbe auftragen können.
Licht und Schatten
Zunächst lege ich die hellen und dunkelen Stellen fest und zeichne überall einen Mittelton als Grundfarbe ein. Dabei achte ich darauf, dass ich nicht einfach schwarz und weiß für Lichter und Schatten verwende, da das Bild dadurch einfach nur flach und sogar „schmutzig“ wirken würde. Die Vorlage gibt mir schon einen guten Hinweis, welche Farben ich wählen muss und mit der Zeit wird das Auge auch trainiert, dass man die vielen feinen Farben besser erkennt. Denn oft sind auch Reflexe und Spiegelungen der Umgebunsfarben im Fell vorhanden, die man so gar nicht sofort sieht.
Und dann nehme ich mir natürlich auch ein bisschen künstlerische Freiheit heraus, die Farben noch etwas kräftiger zu gestalten, um die träumerische Wirkung zu erhöhen.
Die Mähne
Die Mähne war besonders kniffelig. Da ich nicht jedes einzelne Haar zeichnen konnte, musste ich versuchen den Eindruck von vielen Details zu „faken“. Ja, in Zeichnungen ist vieles „gefaked“, damit es realistisch aussieht. Aber das ist ein anderes Thema.
Auch hier habe ich zunächst wieder die Grundfarbe gewählt. Durch Schatten in den Zwischenräumen und mit Highlights habe ich lange Strähnen angedeutet und dann mit einigen einzelnen Haaren verfeinert. Nach und nach erhöhte ich den Kontrast, um die dreidimensionale Wirkung zu steigern.
Auch die Stehmähne begann natürlich mit den Grundfarben. Anschließend habe ich aber darauf geachtet, die Schatten und Highlights mit geraden Strichen zu zeichnen, um die feste, borstige Stehmähne zu simulieren.
Im letzten Bild könnt ihr den Unterschied zwischen Fuschelmähne, Stehmähne und weichem Fell erkennen. Wenn man sich bedenkt, dass alles mit den gleichen Stiften gezeichnet wurde, ist es schon erstaunlich, wie mit Farben, Kontrast und Technik im Kopf die Illusion von verschiedener Struktur entsteht.
Das Fell
Das Fell besteht aus vielen kurzen Haaren, sodass ich über die dunklere Grundfarbe viele kurze, helle Striche gezeichnet habe. Wichtig ist immer, die Striche in Fellrichtung zu zeichnen. Auch bei der Grundfarbe habe ich schon darauf geachtet.
Am Ende fügen sich alle Details zu einem großen Ganzen zusammen.
Foto-Vorlage
Hier noch einmal der Vergleich von der Fotovorlage mit dem fertigen Bild.
Was ist besser: Scan oder Foto?
Wie Ihr an den Bildern hier auf der Seite schon sehen konntet, sind die Farben und der Kontrast auf jedem Bild anders. Das liegt vor allem daran, dass ich die Fotos zu unterschiedlichen Tageszeiten gemacht habe, so dass die Lichtverhältnisse schon beim Fotografieren jeweils anders waren. Mit Photoshop habe ich versucht, die Bilder durch nachbearbeiten noch anzugleichen. Mit mehr oder weniger Erfolg – in dem Bereich kann ich unbedingt noch viel lernen.
Das fertige Bild habe ich zum Schluss noch einmal eingescannt – das Ergebnis seht Ihr hier links.
Die Farben sind deutlich näher am Original und die Details der Pastellkreide auf dem Papier sind ebenfalls deutlich realistischer (erstes Bild in diesem Artikel). Außerdem kann ich durch eine besonders hohe Auflösung das Bild später auch entsprechend groß reproduzieren, wenn ich das möchte. Von diesem Bild habe ich mir auch ein Poster drucken lassen, was wirklich gut geworden ist, obwohl es größer ist als das Original.
Für mich ist das Scannen daher unbedingt zu empfehlen. Trotz seines Alters ist mein Scanner immer noch gut geeignet. Wenn ich mal Bilder zeichne, die größer sind als A4, mache ich mir dann Gedanken um einen neuen 😉
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